Montag, November 01, 2010

Die Geschichte der Medienwolken


Um eine Prognose für die Kommunikation der Zukunft abgeben zu können, ist es hilfreich einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und den Versuch zu starten, dabei Muster in der Entwicklung bis zur Gegenwart zu entdecken.

Vom digitalen Konvergenzträger...
Mit den ersten gemeinsamen Schritten unserer “Kommunikation 2020”-Aktivitäten im vergangenen Jahr haben Kai Heddergott und ich eine Zeitreise zu einer Präsentationsfolie aus dem Jahr 1995 unternommen. Auf dieser Folie hatten wir im Rahmen eines Uni-Seminars eine damals durchaus umstrittene These aufgestellt. Wir behaupteten, dass in naher Zukunft ein Konvergenzträger entstehen würde, der sämtliche digitalisierbaren Medien- und Kommunikationsformen als digitaler Träger und Interface vereinigt. Das ist fünfzehn Jahre her und wir konnten das Eintreten dieser These erleben, denn dieser digitale Konvergenzträger ist mittlerweile Realität. Er wird als Notebook, Smartphone, Tablet-PC oder Desktop-PC millionenfach genutzt.

Konvergenztendenzen durch Multimedia (Version 2, 1995)

... zu weiteren Thesen einer zukünftigen Kommunikation ...
Aus dieser Erkenntnis haben wir in unserer Expertenbefragung im Jahr 2009 ein paar neue Thesen für die nähere und entferntere Zukunft der Kommunikation aufgestellt. Diese Thesen wurden von einigen namhaften Medienexperten in verschiedenen Stufen als möglich bis unmöglich beurteilt. Die Ergebnisse dieser Befragung haben uns zum Teil überrascht und sehr deutlich die großen Unterschiede von Expertenbewertungen aufgrund verschiedener, persönlicher Erfahrungen gezeigt. Für Kai und mich hat die Studie einige wertvolle Erkenntnisse gebracht, die nun in Beratung, Workshops und alle Kunden-Projekte einfließen.

... zur Illustration von Medienwolken 1960 bis 2010 ...
Nach der K2020-Expertenbefragung habe ich mit Hilfe des Projektwerft-Teams und einiger externer Mitarbeiter dann in der jüngeren Vergangenheit der Medien- und Kommunikationsgeschichte nach wahrnehmbaren Mustern in der Kommunikation und der Nutzung von Medien gesucht.

Ziel dieses Projektes war, die Veränderungen oder Entwicklungen im Bereich der modernen, menschlichen Kommunikation veranschaulichen zu können – ohne dazu einen Fachartikel oder ein Buch schreiben zu müssen. Wir wollten wiederum eine Illustration schaffen, die quasi "auf einen Blick" einige Herausforderungen unseres Betätigungsfeldes deutlich macht.

Herausgekommen ist dabei eine Illustration, die wir "Geschichte der Medienwolken" oder in der englischen Version "Media Clouds History" genannt haben. Wir zeigen damit ein vereinfachtes Bild der Mediennutzungsgeschichte von 1960 bis 2010. Darin werden exemplarisch und als Momentaufnahmen ein paar (männliche) Studenten deutscher Herkunft abgebildet, die jeweils ihre Mediennutzung in den Jahren 1960, 1970, 1980, 1990, 2000 und 2010 repräsentieren. In manchen Fällen könnten diese Studenten eher als Avantgarde ihrer Zeit angesehen werden, da sie zum jeweiligen Stichjahr die so genannten Early Adopters repräsentieren.

Illustration: Geschichte der Medienwolken 1960 – 2010


Um die Studenten herum werden die genutzten Medien und Kommunikationsmittel bzw. Kommunikationsformen ihrer Zeit in Form von Wolken dargestellt. Die verschiedenen Formen von Medien und Kommunikation haben wir in einfache Cluster unterteilt, die den Wolkenbegriff geformt haben. Eine Veränderung in der Mediennutzung der vergangenen fünfzig Jahre ist durch die Veränderungen innerhalb der Wolken eindrucksvoll sichtbar geworden. Auch wenn diese Abbildung von Land zu Land in Details etwas unterschiedlich sein kann, steht diese Entwicklung exemplarisch für jedes westlich industrialisierte Land der Welt – insbesondere was die Zeit von 1990 bis 2010 betrifft.

Medienwolken: Vergleich 1960 (Hans) und 2010 (Jan)





An dieser Stelle muss ich allerdings auf einige Unschärfen der Illustration oder der Begriffe hinweisen. Uns ist klar, dass wir nicht alle Medien- und Kommunikationsformen im Detail abgebildet haben und auch deren Bedeutung zum jeweiligen Stichjahr nicht sichtbar ist. Einige der abgebildeten Begriffe könnten auch in anderen Wolken erscheinen, sind aber nur an der Stelle platziert, wo sie besonders wichtig erschienen. Auch haben wir absichtlich auf die (vermutlich andersartige) Darstellung von weiblichen Studenten verzichtet. Die Berücksichtigung all dieser zusätzlichen Parameter hätte aus einer kompakten Illustration eine unübersichtliche Grafik gemacht. Unsere Darstellung soll keine allgemeine „Welterklärung“ für die Bereiche der Kommunikation und der Medien bieten. Vielmehr ist sie als Verdeutlichung bzw. Veranschaulichung einer zunehmenden und sich verändernden Herausforderung in Bezug auf die Nutzung von Medien an uns moderne Menschen gedacht.

... zu Zukunftsprognosen ...
Als Nebenprodukt der Geschichte der Medienwolken ist auch eine weitere Prognose für die Kommunikation 2020 abgefallen, die sich (selbstverständlich) der Diskussion stellt und ihren Vorhersagungsgehalt noch beweisen muss. Wobei hierbei sicherlich der wesentliche Punkt ist, dass sich unsere Kommunikation auch in den kommenden zehn Jahren weiter verändern wird, neue Kommunikationsräume geschaffen werden und wir vermutlich (wenigstens auf wissenschaftlicher Ebene) auf veränderte Metaphern zur Beschreibung der kommenden Kommunikationsplattformen zurückgreifen werden.

Die Darstellung des 2020ers spare ich mir aber mal für einen späteren Blogeintrag auf, da ich in den Pretests der Illustration festgestellt habe, dass das dort benannte Zukunftsszenario sehr stark von den sonstigen Inhalten der Illustration ablenkt. Daher ist „Lukas“ noch in die Nebel einer zukünfigen Kommunikation gehüllt.

Besonders die Diskussion über die K2020 Medienwolken und die daraus entstandene Zukunftsprognose führt zu ein paar Angeboten, die sich bei der Bearbeitung des Themas als sinnvolle Ergänzung für Berufskommunikatoren herausgestellt haben.

... zu Workshops zur Erarbeitung von mehr Medienkompetenz
Medienwolken Illustration 1960 – Hans
Hans, Student 1960
Da wir glauben, dass insbesondere eine Erarbeitung der Schlussfolgerungen aus den "Medienwolken"-Illustrationen für große Unternehmen, Berufskommunikatoren (Agenturen, Pressesprecher etc.), Institutionen und öffentliche Einrichtungen (wie Schulen und Hochschulen) zu nützlichen Ergebnissen führen können, bieten wir Workshops zu diesem Thema an. Denn aus unserer Sicht war zielgerichtete Kommunikation und Mediennutzung noch nie so kompliziert und einnehmend wie heute. Es kann für jeden sinnvoll sein, ein Gespür für die Stolpersteine moderner Kommunikation zu entwickeln.

Alle Nutzer des Lehrbuchs "KombiKOMPAKT Ausgabe N", in dem die Medienwolken von 1980 – 2010 als Unterrichtsmaterial Anwendung finden, können sich hier die Illustrationen zu den Studenten "Hans" und "Peter" anschauen, die im Buch leider keinen Platz mehr gefunden haben.


Das Impulsbuch "Medienwolken 1960 – 2020"
Medienwolken Illustration 1970 – Peter
Peter, Student 1970
Seit September 2013 ist auch ein begleitendes eBook mit Illustrationen und Kurzszenarien im iBookstore erhältlich. In dem eBook sind weitere Erläuterungen zu dem Medienwolken Ordnungssystem, Material für Selbsteinschätzungen und einige Impulsfragen zu finden.

Nutzungsrechte
Wir haben einige der Illustrationen mit einem Creative Commons Copyright gekennzeichnet, um das Material für interessierte Schüler, Studierende und Lehrende als Diskussionsgrundlage nutzbar zu machen. Für eine kommerzielle Nutzung halten alleine Christoph Steinhard und die projektwerft das Copyright. Die aus der Studienarbeit gewonnenen Ergebnisse werden wir in aktuelle und zukünftige Projekte einfließen lassen.

Eine kommerzielle Nutzung der Illustration oder Teile daraus erfordert immer die schriftliche Zustimmung der projektwerft. Dies gilt insbesondere für Geschäftspräsentationen, Workshops oder Vorträge zum Thema. Dadurch möchten wir u.a. eine Feedback-Schleife für zukünftige Optimierungen etablieren.

Bezugsmöglichkeiten der "Medienwolken"-Illustrationen in Präsentationsqualität
Wenn Sie eine der gezeigten Illustrationen für die Lehre nutzen möchten, nehmen Sie bitte über E-Mail (Stichwort: K2020 Medienwolken – Lehre) Kontakt mit mir auf.

Die projektwerft bietet mittlerweile auch für Unternehmen, Berater, Coaches und Agenturen Präsentations-Nutzungsrechte für die Illustrationen an. Bei Interesse, nutzen Sie bitte auch die Kontaktmöglichkeit über E-Mail (Stichwort: K2020 Medienwolken – Präsentation) oder mein Xing-Profil

Wer mehr über die Medienwolken-Workshops wissen will, kann auch gerne per E-Mail (Stichwort: K2020 Medienwolken – Workshop) oder mein Xing-Profil Kontakt mit mir aufnehmen.

Über weitere konstruktive Kommentare hier im Blog freue ich mich auch.

Danksagung und Grüße
Für die kritischen und hilfreichen Kommentare bei den Diskussionen und die Unterstützung bei den Recherchen danke ich allen Mitarbeitern der projektwerft und insbesondere Dr. Anne Klien, Sabine Schmidt (geb. Steinhard), Kai Heddergott, Bernd Burhoff und Gerrit Peters. Gerrit gilt ein besonderer Dank für die Illustration der Studenten. Herzlichen Dank!

Anpassungen
Im April 2013 wurde die Folie "Konvergenztendenzen durch Multimedia", die im ersten Absatz erwähnt wird, zur besseren Veranschaulichung hinzugefügt. Es handelt sich hierbei um die optimierte Version 2 der Grafik. Zusätzlich wurden die Medienwolken Illustrationen für eine bessere Lesbarkeit der Legende leicht überarbeitet und die "Geschichte der Medienwolken"-Grafik wurde von der "Vision 2020" befreit, die mittlerweile einem eigenen Blogartikel zugeordnet ist.



Im Juli 2013 habe ich den "Like"- bzw. "gefällt mir"-Button eingebunden und freue mich, wenn er von Facebook-Nutzern als kleine Wertschätzung für die Medienwolken genutzt wird.

3 Kommentare:

  1. Anonym11:15 PM

    Bin eher durch Zufall hier gelandet. Spannende Sache und eine sehr gute Grafik. Mal eine andere Art, wie die wahnsinnige Entwicklung bei den Medienangeboten dargestellt werden kann. Hab ich bisher noch nie so gesehen. Sehr gute Arbeit. Ein zusätzliches Lob an den Designer, die Typen sind echt super getroffen. Ich mag den 70er.

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  2. Anonym11:46 AM

    Es ist schon erstaunlich, wie sich die Kommunikationstechnologien und genutzen Medien über die Jahre entwickelt haben ... und (viel interessanter) noch entwickeln werden. Viele Veränderungen werden gar nicht bewusst wahrgenommen. Beispiel Telefonzelle: Hat jemand das Verschwinden der Telefonzelle aus dem Stadtbild wirklich BEWUSST wahrgenommen? Die Entwicklung verläuft meistens schleichend, unbewusst. Wir schwimmen mit dem Strom und registrieren nur am Rande die Veränderungen um uns herum. Die Grafik bildet diese Entwicklung sehr schön ab und zeigt einem die (vielleicht schon längst) vergessenen Möglichkeiten der Kommunikation auf. Und selbstverständlich auch die Veränderung der genutzten Kommunikationsmittel. Besonders interessant wird die zukünftige Entwicklung von "Lukas" werden. Wo gehen wir hin? Wo enden wir? Gibt es überhaupt ein Ende? Wir sind gespannt.

    Nur eines sollte bei allen neuen und innovativen Technologien nicht vergessen werden: Die direkte Kommunkation, die kein Medium der Welt wird ersetzen können.

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  3. Eine aktualisierte Version 1.1 der Illustration, die auch die "Face-to-Face" Kommunikation (als persönlichen Kommunikationskanal) enthält, ist gerade in Arbeit und wird bald die bisherige Version ersetzen. Zudem sind derzeit auch die englischen Versionen für die Illustration und die Workshop-Präsentation der "Media Clouds History 1960-2010" in der finalen Abstimmung.

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